Wer sind wir, und wenn ja: Wie viele?

Nachdem wir die Zhentarim überzeugen konnten, dass sie sich nicht mehr um mein Kopfgeld zu kümmern brauchten, ruhten wir uns im schwebenden Krug aus. Am nächsten Morgen erzählte ich Nepthys von der erledigten Aufgabe und davon, was als nächstes zu tun sei. Ich meine natürlich: Wir unterhielten uns über das Wetter und ich erhielt einen Tipp über ein lohnenswertes Wanderungsziel. Allerdings war der Zeitpunkt gerade nicht gut und Nephtys musste noch ein paar (Reise-)Vorbereitungen treffen, und so vertagten das weitere Gespräch dazu.

Im Anschluss besuchten wir unseren Freund Cheslauch Yoghurt, da Ildrex bei ihm noch etwas zu erledigen hatte. Während der Rest von uns es sich bei Tee und Gebäck in seinem Wohnzimmer gemütlich machten (obwohl uns nichts angeboten wurde), stieg Ildrex mit unserem Nicht-Gastgeber in den Keller hinab. Später erzählte er, dass Cheslauch ihn zu einem jungen Drachen führte, der Ildrex später als Reittier dienen sollte. Laut Ildrex war der Drache sehr zutraulich und harmlos. Das Besondere war aber, dass er aus keinem Ei geschlüpft sei, sondern eher so etwas wie ein Instant-Drache war, der aus magischem Pulver und heißem Wasser entstanden ist. Oder so. Ganz genau haben weder Ildrex noch ich es verstanden.

Piri dagegen bat Cheslauch um ein paar Drachenknochen, die sie für Weissagungen brauchte. Während ich darin die Vergangenheit sah („Ein Drache ist gestorben“), konnte Piri damit die Zukunft sehen. Ich bin schon gespannt, wie gut das im Endeffekt funktionieren wird.

Im Anschluss machten wir eine etwas ausgedehntere Einkaufstour in Waterdeep. Ildrex ging schnurstracks zum nächstgelegenen Schmied. Sein Laden hieß „Fellbars importierte Rüstungen“, was meiner Meinung nach eher auf einen Händler hindeutete als einen Schmied, aber Ildrex schien sich daran nicht zu stören. Er erkundigte sich nach den Preisen für eine Rüstung für seinen Reitdrachen und bestellte schonmal eine vor, da der Drache in zwei Wochen ausgewachsen sein sollte. Nein, wir wissen wirklich nicht, wie Drachen funktionieren.

Darren und Arradyr hingegen besuchten „Virends fabulöse Waren“. Der Besitzer sah sich als Kuriositätensammler, zwischen dem ganzen alten Plunder fanden sich aber tatsächlich ein paar nützliche Dinge. Als ich zu den beiden dazustieß, beendete Darren gerade eine Geschichte, die mal wieder mal von mir zu handeln schien. Natürlich nicht ohne ein paar „künstlerische Freiheiten“. Virend hat die Geschichte wohl trotzdem ganz gut gefallen, sodass er Arradyr einen Preisnachlass für ein paar magische Pfeile gewährte. Diese hatten wohl eine automatische Kurskorrektur, sodass sie sicher ihr Ziel trafen, auch wenn man als Schütze ein wenig daneben lag. Außerdem hatte er auch eine neue Rüstung, durch die wir uns ein paar Heiltränke und Salben sparen konnten. Während Darren hauptsächlich da war, um einen neuen Zuhörer für seine Geschichten zu finden, wurde mir eine Brille angeboten, die es mir ermöglichte im Dunkeln zu sehen. Sie war zwar 300 Goldmünzen teurer, als ich gerne gezahlt hätte, aber ich erstand sie dann dennoch. Da ich in der Regel häufiger bei schlechtem Licht arbeiten muss, konnte sie sich durchaus als praktisch erweisen.

Als nächstes fiel uns noch ein, dass wir im Bluthammers Unterschlupf noch ein paar Dokumente gefunden hatten, die auf Zanas Schreibtisch lagen. Das meiste war relativ uninteressant. Es ging hauptsächlich um Geschäfte und Aufträge der Zhentarim. Eskorten, Einschüchterung, Steuererklärungen, Erpressung, das Übliche also. Zwischendrin war auch ein Kopfgeldauftrag für Nephtys dabei, der aber den Vermerk enthielt „Beschützt durch Vajra, nicht agieren!“. Es gab noch eine Auftrag, in Wompf-City nach dem rechten zu sehen sowie einen interessanten Hinweis:

Stoppuhr gefunden -> Viktor Grzegorczyk
Kontaktiere Minas Tirith für Ortungskompass

Ich hatte einen Verdacht, was es mit dieser Stoppuhr auf sich haben könnte…

Die Dokumente haben wir dann zu Vajra gebracht. Da sie beruflich die ganze Zeit über am Schreibtisch saß, hatte sie sicher Spaß an Papierkram.

Nachdem sie die Papiere überflogen hatte, rief sie den Magier Minas Tirith herbei, der einen Ortungskompass für Viktor herstellen sollte. Also um Viktor zu finden, nicht um ihn beim ihm abzugeben. Das hatte dann etwa 15 Sekunden gedauert, der Kompass war also einsatzbereit. Diesen haben wir dann Pirin umgebunden, die dann die Stadt abfliegen sollte. Leider ohne Erfolg. Vielleicht war der Kompass kaputt, der Akku leer oder Minas hat uns mit Absicht Schrott angedreht. Oder Viktor war nicht in der Stadt.

Da wir nicht auf Viktor warten wollten, reisten wir nach Daggerfort um Veltins Kumpel zu helfen. Das waren vier Tagesmärsche, was sollten wir uns bis dahin reinziehen? Bei diesem Gedanken hörte ich ein Donnern, also verwarf ich ihn wieder. Ansonsten verlief die Reise ereignislos.

Kurz bevor wir dort ankamen legte ich noch meine Verkleidung an. Zwar war (wahrscheinlich) kein Kopfgeld mehr auf mich ausgesetzt, dennoch könnten einige die Information noch nicht bekommen haben. Natürlich hätte ich mich gegen ein paar davon wehren können, aber wenn es in der Stadt nur so von denen wimmelt…

Zuerst besuchten wir die Taverne „zur glücklichen Kuh“. Obwohl es früher Nachmittag war, war die Taverne recht gut besucht. Offensichtlich wurde die Taverne von einer kleinen Familie von Halblingen geführt also etwa fünfzehn Leuten. Der Wirt und damit der Besitzer der Taverne hieß Koggin Hartkäse. Er arbeitet nicht nur als Wirt, zusätzliche war er auch Geldverleiher. Sein Problem war: Er hatte zu viel Geld. Als ich ihm vollkommen selbstlos meine Hilfe anbieten wollte, führte er aber weiter aus: Seit die Herzogin Morvin Dolchfurt (geb. Daggerfort) die Steuern erhöht hatte, lief sein Geschäft so gut, dass er die Aufmerksamkeit der Zhentarim erregte. Da sie so gerne gemein sind, boten sie ihren eigenen Geldverleih an und konnten Koggins Zinsen unterbieten. Natürlich konnten sie es sich leisten, weil das Risiko für sie gering war. Wer sein geliehenes Geld nicht zurückzahlen konnte, hatte auch die Möglichkeit für andere Zahlungsmittel. Beispielsweise Zähne, Gliedmaßen oder Blut.

Der zhentaische…zhentarinische…Geldeverleiher der Zhentarim hieß Nelkin Danniker. Wir sollten ihn freundlich bitten, seine Geschäfte einzustellen. Dazu sollten wir ihn in der Taverne „zum leuchtenden Fluss“ aufsuchen.

Leider waren Nelkins Geschäfte legal, sodass wir ihn nicht am helllichten Tag verprügeln konnten. Da wir nicht bis zur Nacht warten wollten, redeten wir stattdessen mit ihm. Von ihm erfuhren wir dann, dass auch hier Hügelriesen ihr Unwesen trieben. Um der Lage Herr (oder Herrin) zu werden, stellte Morvin die Zhentarim als Patrouille an. Diese ließen sich das Ganze natürlich gut bezahlen, sodass die Steuern erhöht werden musste. So konnten sie noch zusätzlich als Gelverleiher dazuverdienen.

Keine Ahnung, wie gute das funktionieren konnte, wenn wirklich niemand Geld hatte. Jedenfalls brauchten wir einen Plan, weil er unsere Bitte ablehnte. Also liehen sich Darren und Ildrex von Nelkin 5 Gold für ihr Startup. Nachdem sie von ihm wegen dieser lächerlichen Menge ausgelacht wurden, ist ihnen aufgefallen, dass sie einen wichtigen Schritt des Plans vergessen hatten: Überhaupt erst einen zu haben.

Das erledigten wir im Anschluss: Die Schulden ignorierten und mit der Herzogin sprechen. Wenn wir die Hügelriesen hier loswürden, könnte sie die Zhenatarim wieder entlassen, die dann hoffentlich auch wieder abziehen würden.

Unterwegs bemerkten wir ein paar Gestalten, die uns verfolgten. Bei diesen Anfängern handelte es sich natürlich um Zhentarim. „Danniker möchte noch einmal mit euch reden, wenn ihr mit der Herzogin sprechen wollt, dann nur über ihn.“

Glücklicherweise ließen sich die Pappnasen leicht loswerden. Darren musste ihnen nur anbieten, ein Geschichte zu erzählen, schon suchten sie das Weite. Was für Memmen!

Vor der dreistöckigen Festung stellte sich das nächste Hindernis in den Weg. Zwei Wachen, die uns nicht durchlassen wollten. Sie erzählten uns, dass die Herzogin schwer beschäftigt ist und wir stattdessen mit Danniker sprechen sollen. Danniker hier, Danniker da. Anscheinend hatte er hier mehr zu sagen, als die Herzogin.

Wir ließen uns aber nicht so leicht abwimmeln. Stattdessen erzählten wir, dass wir der Herzogin ein Angebot unterbreiten wollten, statt der Zhentarim uns einzustellen. Da wäre es natürlich unsinnig, wenn wir das Angebot über die Konkurrenz abgeben würden. Davon war der Wächter leider nicht überzeugt: „Ihr seht die vielen Zhentarim hier, ein guter Teil von ihnen ist außerhalb der Stadt auf Patrouille. Wieso glaubt ihr paar Leute besser für Ruhe sorgen zu können, als die große Zhentarim-Gilde?“

Während wir nach einer passenden Antwort suchten, hatte Darren den besten Einfall:
Wir sind 80!“ sprach er im überzeugendsten Tonfall, den er aufbieten konnte. Er war sogar so überzeugend, dass ich im Kopf noch einmal unsere Gruppe durchzählte. Auch der Wächter glaubte ihm, ebenso wie die Behauptung, wir gehörten zur grauen Hand. Also ließ er uns passieren und geleitete uns zur Herzogin…