Session VII: Güldene Felder und ein sprechender Baum

Ein Beutel, von Innen größer als von Außen

Nach dem Kampf gegen die finsteren Unholde in Kutten hatten wir uns eine kurze Verschnaufpause verdient, doch nicht, ohne die Bösewichte zunächst nach wertvoller Beute zu durchsuchen. Und tatsächlich, einer von ihnen besaß einen Beutel voll Feenstaub – doch mehr noch als der Inhalt interessierte uns der Beutel selbst: Es handelte sich um einen Nimmervollen Beutel! Fremde Zungen sprechen auch von einem „Bag of Holding“, einer mysteriösen Tasche, die niemals voll zu werden scheint, ganz gleich, was für Reichtümer und Gegenstände man hineintut! Ein wahrhaft wertvoller Schatz! Ob dies die Lösung für mein Problem, die Murmelmaschine des werten Jebediah zu transportieren, ist?

Während Ildrex Zephyros nach einem Buch („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“, oder so ähnlich) fragte, gab ich als Mutmacher eine erste Fassung meines Gedichts „Der Dieb von Deep-Deep-Waterdeep“ zum Besten. Ich erfreute mich am Beifall meiner Zuhörer, auch wenn das Gedicht noch holprig anmutet. Einzig Arradyr schien der Kampf zugesetzt zu haben, denn er wirkte seltsam abwesend.

Zephyros besaß das Buch leider nicht, doch stattdessen schenkte er Ildrex das Buch „Volo’s Guide to Monsters“. In seiner Gutherzigkeit bot Ildrex auch an, uns das Buch auszuleihen, sollten wir Interesse daran haben.

Felder voller Hefe Getreide, soweit man blicken kann

Zephyros hielt sein Versprechen und setzte uns in einiger Entfernung von den Stadtmauern von Güldenfelde ab. Doch auch bereits außerhalb bot sich uns ein wahrhaft prächtiger Anblick! Überall Felder und Obstgärten mit kostbaren Schätzen! Der Anblick überraschte uns, hatten die meisten von uns bei dem Namen „Güldenfelde“ doch eher an ein Dorf gedacht. Auf den Feldern konnten wir viele Leute ausmachen, die sich um diese kümmerten.

Wir verabschiedeten uns von Zephyros und näherten uns der Stadtmauer. Dort wurden wir von mehreren Stadtwachen aufgehalten, die uns erzählten, dass niemand ohne Untersuchung hineindurfte. Offenbar befanden sich innerhalb der Stadtmauern noch kostbarere Felder und die Herren waren besorgt, dass jemand Schädlinge hineintragen könnte. Eine valide Sorge und auch wenn es uns nicht behagte, ließen wir uns auf Ungeziefer untersuchen. Wir durften passieren (nichts anderes hätte ich erwartet!), einzig Avras lehnte eine Untersuchung ab. Offenbar wollte er sich nicht anfassen lassen. Dunkel erinnerte ich mich daran, wie er erstarrt war, als ich ihm in Nachstein über die Seile half. Die Wachen ließen sich jedoch nicht überreden und so blieb uns nichts anderes übrig, als die Stadt ohne unseren gehörnten Freund zu besuchen.

Wir fragten noch, wo wir Miros finden würden, und die Wachen verrieten uns, dass er Besitzer der Taverne „Zum Nordrinnsend“ war.

Ein Baum, der spricht

Auch hinter den Stadtmauern waren weitere Felder sowie Ställe mit Vieh zu sehen. Hier wurden scheinbar die kostbareren Produkte angebaut. Überall waren Leute zu sehen, die auf und zwischen den Feldern herumliefen und arbeiteten. Was für eine lebendige Stadt!

Wir folgten der Straße zum Dorfplatz in der Mitte, an dessen Ende sich auch die Taverne befinden sollte. Dabei passierten wir auch eine große Statue, die einen Krug hielt, in dem sich massenweise Gemüse und Getreide auftürmte. Bei der Statue handelte es sich um die Göttin der Fruchtbarkeit, Chauntea.

Doch viel interessanter als die Statue war der laufende Baum, auf den wir unterwegs trafen! Er bewegte sich gemächlich am Wegesrand entlang und ließ Kinder in seiner Baumkrone herumklettern und spielen, während er ihnen Geschichten erzählte. Ein Heidenspaß!

Ich hatte noch nie einen sprechenden Baum gesehen! Ich sprach ihn an und er stellte sich als Lifferlas vor. Offenbar war er durch einen Druiden erweckt worden und beschützte seitdem die Stadt und ihre Einwohner. Ich versuchte ebenfalls, hinaufzuklettern, musste mich jedoch von Lifferlas auffangen lassen. Seit meinem Auftritt in Waterdeep scheine ich nicht mehr so mit Höhen zurechtzukommen. Doch die Mühe war es wert, denn der Anblick, der sich mir aus der Baumkrone bot, lässt sich nicht beschreiben! Ich konnte all die Felder in der Stadt sehen. So ein Trubel!

Lifferlas setzte mich ab und wir machten uns endgültig auf den Weg zur Taverne, schließlich wollen wir Avras nicht zu lange warten lassen.

Güldener Schluck von güldenen Feldern

„Zum Nordrinnsend“ war am hellichten Tage mittelmäßig besucht. Gleich bei unserem Eintreten kam uns auch schon der Wirt entgegen, der sich als Miros vorstellte und uns zu einem Tisch manövrierte. Er schenkte uns das lokale Bier, Güldenschluck, ein. Ildrex ließ es sich nicht nehmen, den großen Rayyas zu beleidigen. Welch Frevel!

Als Miros erfuhr, dass unser Freund die Stadt nicht betreten durfte, forderte er uns auf, ihm zu folgen. Wir gehorchten (Ildrex mit Bier in der Hand) und entschlossen machten wir uns auf den Weg zurück zum Tor. Unterwegs erzählte mir Miros von dem hiesigen Barden, dem Flötisten Oren Yogilvy. Ich war gespannt darauf, diesen kennenzulernen, und nahm mir vor, mir sein Spiel anzuhören. Vor dem Tor wartete Avras, der in das Buch von Zephyros vertieft war. Ich hatte nicht bemerkt, wie Ildrex es ihm gegeben hatte.

Miros stellte die Wachen zur Rede und sprach auf sie ein. Nach einigen Minuten kam er zu uns, wuschelte Avras kurz einmal durchs Haar (der zu verdattert war, um zu reagieren) und winkte uns hinein. Offenbar hatte in Güldenfelde der Gastwirt das Sagen!

Wir kehrten zur Taverne zurück und unterhielten uns mit Miros. Dabei erfuhren wir, dass Güldenfelde vor nicht zu langer Zeit von Hügelriesen angegriffen worden war. Welch Ungeheuerlichkeit! Dies erinnerte uns daran, weshalb wir hierhergekommen waren und mir wurde die traurige Aufgabe zuteil, Miros vom Schicksal Nachtsteins und seiner Eltern zu erzählen. Bekümmert von der Nachricht zog Miros sich zurück.

Treffen auf einen Kollegen

Nachdem Miros gegangen war, kam eine Dame in teuer aussehender Kleidung auf uns zu. Sie stellte sich als Naxene Drathkala vom „Wachsamen Orden der Magister und Beschützer von Waterdeep“ vor. Wir hatten nie zuvor von diesem Orden gehört, doch Waterdeep ist nun einmal riesig. Sie war auf unseren Bericht aus Nachtstein aufmerksam geworden und erzählte uns, dass auch Bry Shander kürzlich angegriffen wurde, jedoch von Frostriesen. Das konnte doch kein Zufall sein!

Sie verabschiedete sich und wir sprachen noch mit der Bedienung. Ildrex fragte nach interessanten Orten in der Stadt und sie empfahl uns, der Abtei einen Besuch abzustatten. Offenbar leben dort neben dem Abt noch zwei Bären. Faszinierend! Wir nahmen uns vor, uns die Abtei am nächsten Tag genauer anzusehen.

Als es langsam spät wurde, tauchte auch der örtliche Barde Oren auf. Ich nutzte die Gelegenheit für einen kurzen Plausch. Ein angenehmer Genosse! Er erlaubte mir sogar, selbst eine Geschichte zu erzählen und so ließ ich die Zuschauer an der Geschichte des großen Helden Rayyas Bigfoot teilhaben. Das Publikum war selbstverständlich entzückt! Ob ihnen gewahr war, dass sie sich in der Gesellschaft des großen Rayyas befanden?

Anders als ich bevorzugte Oren es, das Publikum mit Liedern zu unterhalten. Auch diese haben natürlich ihre Existenzberechtigung, sind sie doch ein gutes Mittel, die Leute aufzuheitern. Ich nahm mir vor, nach dem Auftritt noch ein paar Worte mit Oren zu wechseln.

Achtung, Goblins im Anflug

Nachdem alle schlafen gegangen waren, unterhielt ich mich bei ein paar Krügen Güldenschluck noch ein wenig mit Oren und weiteren Stammgästen. Oren schlug vor, ein wenig an die frische Luft zu gehen und so gingen wir hinaus. Die Nacht war angenehm, doch es dauerte nicht lange, bis wir feststellten, dass etwas nicht stimmte.

In den Feldern trieben sich Oger, Goblins und Grottenschrate herum! Sie zertrampelten die Felder und rupften das wertvolle Gut aus dem Boden. Während Oren zurück zur Taverne lief, um alle zu warnen, huschte ich zum kleinen Waldstück am Wegesrand, in dem Lifferlas schlief. Ich weckte den Baumriesen und erzählte ihm, was geschah. Sofort richtete er sich auf, bereit, Güldenfelde zu beschützen.

Kurze Zeit darauf kamen einige Gäste aus der Taverne. Von Oren war nichts zu sehen, aber meine Freunde, Miros und die Frau von zuvor kamen hervor. Aus Richtung der Abtei näherte sich eine uns unbekannte Dame. Alle waren bereit zum Kampf, der auch sogleich begann. Während der große Rayyas und Ildrex an der Front blieben, hielten Avras und ich uns zurück. Auch Arradyr tat sein Bestes, doch wie bereits zuvor wirkte er abwesend und traf nicht ein einziges Mal mit seinem Bogen. Ich beschränkte mich größtenteils darauf, den großartigen Rayyas und Miros zu heilen, während die anderen die beiden Oger, die Grottenschrate und die Horden an Goblins bekämpften. Dabei fiel uns immer wieder auf, wie es Goblins vom Himmel regnete. Sie landeten alle in der Nähe von Lifferlas, der die Gegner mit seinen mächtigen Ästen in Schach hielt.

Doch auch nachdem der letzte der Feinde gefallen war, blieb keine Zeit für eine Rast. Erneut kam ein weiterer Goblin angeflogen und landete mit einem klatschenden Geräusch neben uns auf den Boden.